Ein Wein vom Staatsweingut Meersburg, alles klar. Oder doch nicht? Das Weingut besitzt Lagen am Bodensee, am Hochrhein und am Hohentwiel. Der Spätburgunder vom Hohentwiel schmeckt so ganz anders als der vom Meersburger Lerchenberg … Stimmt!
Warum ist das so?
Das Staatsweingut nennt nicht nur Bodensee Lagen sein Eigen. Ein ganzes Stück von Meersburg entfernt, besitzt es noch zwei Lagen, über die es Interessantes zu berichten gibt. Die eine wollen wir heute vorstellen: der Hohentwiel mit der Lage Olgaberg im Hegau bei Singen, einer einzigartigen Vulkanlandschaft nordwestlich des Bodensees.

Der Hohentwieler Olgaberg
Kommen Sie mit auf die Reise ins Gebiet der Vulkanfelsen, der märchenhaften Burgruinen und der besonderen Naturerlebnisse. Machen wir diesen Aufstieg auf den Hohentwiel doch an einem warmen Frühsommertag. Der Wechsel von Wald und Weinberg ist abwechslungsreich und wohltuend. Auf trockenen, steinigen Pfaden, von der Sonne erwärmt, wähnt man sich fast in Südfrankreich. Die Vegetation erinnert an die sogenannte Garrigue, die dem Trocken- und Magerrasen hier nicht unähnlich ist. Flankiert von den Rebzeilen des Olgaberges wandern wir den Vulkankegel hinauf. Die russische Großfürstin Olga Nikolajewna Romanowa, Ehefrau Karls I. und Königin von Württemberg war Namensgeberin dieses Weinberges.
Der Wein
Die Lage Olgaberg ist eine Exklusivlage des Staatsweingutes. Exklusiv ist aber nicht nur der Besitz, sondern auch der Charakter der Weine. Es wird viel über das „Terroir“ gesprochen und geschrieben. Hier ist es tatsächlich schmeckbar! Der leicht erwärmbare vulkanische Boden findet sich wieder in der geschmacklichen Intensität und der Aromatik vor allem der Weißweine. Riesling, Müller-Thurgau und selbst der Weißburgunder haben eine typische Feuersteinnote im Aroma und eine klassische, schöne Länge im Geschmack. Die Spätburgunder zeichnen sich durch eine besonders kraftvolle, fast würzige Art aus. Der hohe Mineralgehalt des Vulkanfelsens prägt die Struktur aller hier wachsenden Rebsorten.

Höhenluft
Nicht nur die besonderen Böden sind eine Goldgrube, auch die Höhenlage ist ein echtes Plus! Der Hohentwiel ist der am höchsten gelegene Weinberg Deutschlands. Durch den Temperaturabfall des Nachts und die Wärme die entsteht, wenn die Sonne den vulkanischen Boden tagsüber aufheizt, entstehen deutliche Temperaturunterschiede, die den Weinen eine ausgeprägte Struktur und eine charakteristische Aromatik verleihen.
„Der Herzog“ Hadwig
Setzen wir unseren Weg fort. Über uns tauchen die mächtigen Mauern der Burgruine Hohentwiel auf. Mit Ehrfurcht denke ich an die Zeiten, als dort reges Treiben herrschte und die Menschen unter widrigen Umständen ihr Leben meisterten. Dabei fällt mir die Geschichte von Hadwig ein, einer wohl einzigartigen Frau.
Burkhard der Dritte lebte mit seiner Frau Hadwig im 10. Jahrhundert in der Herzogsresidenz „Twiel“. Als Burkhard stirbt, beginnt die fantastische Geschichte einer unbeugsamen Frau, die die einzige war, die den Titel „Dux“ urkundlich verliehen bekam. (Dux heißt wörtlich übersetzt zwar „Führer“, wurde damals aber im Sinne von „Herzog“ verwendet.) Sie zog es vor, in die Politik lenkend einzugreifen, statt erneut zu heiraten oder sich in ein Kloster zurückzuziehen, wie es damals üblich war. Nein, sie verteidigt ihren „Twiel“, bekam den Titel „Herzog“ verliehen (nicht „Herzogin“!), obwohl es zwei männliche Anwärter auf diesen Titel gab. Es gäbe noch viel zu erzählen von dieser schillernden Persönlichkeit. In Joseph Victor von Scheffels Roman “Ekkehard” wurde ihr Leben – ein bisschen romantisch verklärt- verewigt. Dieser Roman wurde ein echter Bestseller! Es war das meist verkaufte Buch im 19. Jahrhundert. Eines ist sicher: diese Frau und ihre Verbundenheit mit dem Hohentwiel hat Geschichte geschrieben.
Die Natur
Der Weg durch Weinberge, Wiesen und Wald ist ein echtes Naturerlebnis. Die Weinbergslage Olgaberg ist seit 1941 Bestandteil des Naturschutzgebietes Hohentwiel. Die Rebhänge bieten den seltenen und bedrohten Tier- und Pflanzenartenarten der Magerrasen und Felsbiotope geschützten Lebensraum. Darauf hat man auch Rücksicht genommen, als Anfang 2000 behutsame Veränderungen bei der Terrassierung der Rebflächen vorgenommen wurden. Dabei wurden die Arbeiten wissenschaftlich-ökologisch begleitet. Zwischenzeitlich hat sich gezeigt, dass die gefährdeten Arten die neuen Terrassen gut angenommen haben.

Endlich oben
Oben angelangt, werden wir belohnt von einem grandiosen Panoramablick und der großartigen Ruinenanlage. Lassen Sie doch, wenn Sie wieder zuhause angekommen sind, bei einem Glas Wein vom Olgaberg die Geschichten des Hohentwiel noch einmal lebendig werden.
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